«Lein ir entuorn Bual?» – «Wollen wir um den Bual gehen?»
Diese Frage stellen sich wohl schon Generationen von Ladirern und Feriengästen unseres Dorfes, wenn sie es für nötig empfinden, ein Bisschen an die frische Luft zu gehen und sich die Beine zu vertreten. Der rund dreiviertelstündliche Spaziergang rund um die Anhöhe über Ladir ist ein veritabler Klassiker, quasi die Route, die ein jeder laufen mag, eine, die nicht allzu viel Zeit kostet. Es ist aber auch die Route, welche wunderschön ist, die Wege, Wald, Wiesen und manchmal sogar Wild bietet, auf welcher man Freunde trifft und die weg und wieder zum Dorf führt, egal von welcher Seite man sie läuft.
Übrigens, der Bual, [ausgesprochen :Buaaal:] ist weniger ein Name sondern vielmehr der Ausdruck für eine Gemeinatzung, also, eine Weide, wo früher das Vieh der Bauern gemeinsam grasten (vor Allem als unser Bual noch nicht so eingewachsen war).
Wir wollen den Spaziergang heute mal virtuell machen und starten hierzu am Plaz Cadruvi, dem Dorfplatz von Ladir, auf exakt 1’276 m ü. M. In östliche Richtung verlassen wir das Dorf an der bergseitig gelegenen «Narplauns»-Wiese entlang, die markante Kirche von Sogn Sein mit ihrem malerischen Hintergrund geben jederzeit eine imposante Kulisse ab. Vor allem dann, wenn die Signina-Kette in ihren schönsten Farben erstrahlt, ob mit Schnee überzogen oder von der Sommersonne geblendet.
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An der Kirche vorbei kommen wir dann langsam zur «Storscha Gronda», der grossen Kurve der Kantonsstrasse nach Ilanz. Von ihrem Rand können wir einen Blick in die Ruinaulta erhaschen, weit unten im Tal erkennen wir sogar unsere Kantonshauptstadt Chur. Erneut, je nach Licht und Wetter ein unglaublicher Anblick. Hier biegt nun die Senda Sursilvana ostwärts von der Hauptstrasse ab, nun sind wir grösstenteils weg von Verkehr und mit der Natur alleine, naja, fast…
Im Herbst können wir uns nun – für den kleinen Hunger – einige Haselnüsse von den Bäumen pflücken, ehe wir in der «Tusera» auf einer von diversen Sitzbänken unterhalb eines kleinen Felsens einen kleinen Zwischenstopp machen können. Hier treffen wir oftmals auch die ersten bekannten Gesichter. Interessant, auf dem Hügel unterhalb der Strasse wurde hier früher – als das Gelände noch nicht verwachsen war – das Augustfeuer gemacht.
Als nächstes geht es für eine Weile in den Schatten, entlang der «Starglieppas»-Wiese wird es merklich kühler. Die Strasse beginnt nun langsam aber sicher zu steigen, hier biegt im Übrigens auch links der Pfad ab, der durch und nicht um den Bual führt. Rechts unten wird das Gelände nun unwegiger, kein Wunder heisst dieses Gebiet «la tauna», also quasi, die Höhle.
Nach einigen Minuten öffnet sich das Gelände wieder, wir treffen nun in «Prau Davon» ein, was so viel wie «die vordere Wiese» heisst. Von hier blicken wir zu unseren Nachbarn auf Falera hinüber, vom Dorf bis rauf ins Skigebiet. Die Strasse steigt noch immer leicht, wir haben nun gut die halbe Strecke bewältigt.
Am Fusse des «Prau da Tscheppa» – nach einer weiten, offenen Strassenmäandrierung – biegen wir nun nach links weg. Die Senda Sursilvana führt ostwärts weiter nach Falera, aber da wollen wir ja heute nicht hin. Unser Weg führt uns querweg über einen etwas schmaleren Weg Richtung Gonda, der höchste Punkt der Runde mit gut 1’370 m ü. M. wurde erreicht, wenn wir das kleine Wäldchen beim alten Fussballplatz hinter uns gelassen haben und wieder auf die geteerte Meliorationsstrasse, der sogenannten «via Plauna», einbiegen.
Nun schlendern wir auf der Ebene Richtung Casa Gonda, spätestens beim Ferienlager angekommen sticht uns wieder das atemberaubende Panorama ins Auge, Mundaun, Piz Aul und links wieder die Signina-Kette mit ihren gezackten Spitzen. Im Hang unter uns taucht wieder das Dorf Ladir auf. Ob es nun auf direktem Weg dem «Curtginatsch» entlang talwärts geht, oder ob wir im weiteren Bogen den «Larischs» entlang schlendern, am oberen Dorfeingang gibt es meistens einen Schluck aus dem kühlen Brunnen. Mit dem Gang der «via Scola» hinunter kommen wir wieder an unserem Startpunkt an.